Gin - Die Geschichte

Gerade solche Kultspirituosen wie Gin, Whisky oder Rum besitzen eine lange währende Historie voller Höhen und Tiefen und prägten die menschliche Kultur wie das alltägliche Leben mit. Vor allem die Geschichte des Gins liest sich wie ein spannendes Buch, weshalb wir Ihnen im Folgenden einen Überblick über die interessantesten und nennenswertesten Augenblicke dieser Spirituose vorstellen möchten.

Die Ursprünge des Gins

Mönch mit DestillatWirft man einen Blick zurück, stellt sich zunächst die Frage, wann man den Beginn des Getränks Gin ansetzt. Vielleicht, wenn das erste Mal eine wacholderhaltige Spirituose tatsächlich als „Gin“ bezeichnet wird? Beim niederländischen Genever und dessen wacholderhaltiger Basis? Oder gar bei ersten Destillationsversuchen, die schließlich der Anfang einer jeden Spirituose bedeuten? Egal für welchen Punkt man sich entscheidet, fest steht, dass Gin - obwohl er erst seit einigen Jahren wieder zum beliebten Kultgetränk avancierte - auf eine lange Geschichte zurückblickt, die eng mit kulturhistorischen Ereignissen verknüpft ist. Denn der Name „Trinkkultur“ verrät bereits, dass diese eng mit dem menschlichen Leben verwoben ist.

Beginnt man bei den frühesten Anfängen, können diese wohl in der Destillation von Duftwässerchen und medizinischen Tinkturen angesetzt werden. Dieses Wissen hatte man sich bereits in der Antike erworben und von Region zu Region und von Kultur zu Kultur weiter verbreitet und verbessert. Nennenswerte wissenschaftliche und technische Fortschritte, die es schließlich ermöglichten Alkohol in der uns bekannten Art zu brennen, wurden in persisch-orientalischen Regionen während des Frühmittelalters erzielt.

In der Tat liegt der Grad zwischen Genuss- und Heilmittel bei Gin äußerst nah beieinander. Bereits um das Jahr 1.000 nach Christus gibt es erste Belege von medizinischen Experimenten mit Alkohol und Wacholder, die in der populären Schule von Salerno vorgenommen worden waren. Bis heute weiß man Wacholder als Mittel für die Verdauung, im Harn-Bereich und gegen Sodbrennen einzusetzen. Auch gegen Gicht und Rheuma ist Wacholder ein gern gesehenes Heilmittel. Während des Mittelalters hatte man das Zypressengewächs sogar gegen die Pest eingesetzt. So geschah es, dass während der Frühen Neuzeit dem Gin sehr ähnliche Genussgetränke und Heilmittelchen erfunden worden waren. Nennenswert ist hier vor allem der Arzt Franziskus de la Boë, den viele als „Urvater des Gins“ bezeichnen. Er hatte einen Wacholderschnaps namens Genever erfunden, um ein Mittel gegen Magenbeschwerden zur Hand zu haben. Allerdings war dieser von seinen Patienten weniger zu medizinischen Zwecken, denn als schmackhaftes Genussmittel genutzt worden, sodass der Genever in den Niederlanden als schmackhafter Wacholderschnaps Einzug gehalten hatte.

Wie der Gin nach England kam

Auch in diesem Abschnitt der Gin-Geschichte hängt dessen Schicksal eng mit (politik-)historischen Ereignissen zusammen. Während den umtriebigen Zeiten des spanisch-holländischen Krieges (1568-1648) hatten die anglikanischen Engländer die Niederländer gegen die katholischen Spanier unterstützt. Gleichzeitig waren Sie dabei mit dem damaligen Genever in Verbindung gekommen und hatten Gefallen daran gefunden. Als Wilhelm von Oranien-Nassau 1689 den Thron von England bestieg, gelangte der Gin in England zu noch größerer Popularität und aus Genever wurde alsbald das einfachere „Gin“. Da dieser im Gegensatz zu französischen Produkten als steuerfrei erklärt worden war und auch das Getreide stetig billiger wurde, dauerte es nicht lange und Gin avancierte zum beliebtesten Getränk Englands und übertraf teilweise den Konsum von Bier um ein Vielfaches.

Gin Craze und Gin Act

Wacholder IllustrationAnders als Bier und Wein ist Gin deutlich hochprozentiger. Gemeinsam mit einem niedrig angesetzten Preis hatte dies eine kulturhistorische Folge, die bedingte, dass vor allem ärmere Gesellschaftsschichten dem Gin-Genuss verfielen. „Gin Craze“, der sogenannte Gin-Wahnsinn, nimmt dabei nicht nur auf die hohen Gin-Absätze Bezug sondern ebenso auf die zahlreichen Gin-Destillerien, die in Massen in London und Umgebung gegründet worden waren.

Gin war damals deutlich weniger hochwertig, dafür jedoch alkohollastiger und zuweilen sogar mit Terpentin angereichert gewesen, sodass Massenalkoholismus und damit zusammenhängende Gewaltakte bis hin zu deutlich angestiegenen Sterberaten die Folge waren. Gin wurde von da an als „Mother’s Ruin“ gehandelt, bis sich die Regierung zum Handeln gezwungen sah. 1751 folgte der „Gin Act“, der einen großen Umbruch in der Geschichte des Gins markierte. Mit dieser Gesetzgebung wurden gleichzeitig höhere Qualitätsstufen als auch eine gewisse Kontrolle geschaffen, die nicht nur bewerkstelligten, dass Gin hochwertiger wurde, sondern dass er zudem auch für andere Gesellschaftsschichten attraktiv wurde. In jener Zeit entstanden die klassischen London Dry Gins ebenso wie die beliebten Old Toms.

Indische Exotik und der Beginn einer lebenslangen Leidenschaft

Als britische Soldaten während der Zeit des Kolonialismus in Indien von Ärzten dazu gedrängt worden waren, ihr Chinin zur Vorbeugung von Malaria einzunehmen, wussten sie noch nicht, was für einen Trend sie damit lostreten würden. Denn die meisten der Soldaten waren dazu übergegangen, ihr Chinin mit Tonic Water zu konsumieren. Da dieses jedoch deutlich bitterer als unsere heutigen Tonics war, gab man Gin hinzu und schuf mit „Gin & Tonic“ ein Mixgetränk, das bis heute zu den beliebtesten Longdrinks weltweit zählt.

Einbrüche, Umbrüche und Aufschwünge während des 20. Jahrhunderts

Zwei Weltkriege und die amerikanische Prohibition bedingten, dass nicht nur Gin große Einbußen hinzunehmen hatte. Auch Whisky und Co. litten unter den Restriktionen der US-amerikanischen Regierung, die von 1919-1933 ein Alkoholverbot einführten. Die Folge waren nicht nur die Entstehung eines großen Schwarzmarkts, sondern auch dilettantische Versuche in heimischen Badezimmern und Ähnlichem, um Gin-ähnliche Spirituosen „zusammen zu panschen“. Die so entstandenen Bathtub-Gins wiesen nicht nur geschmackliche Mängel auf, sondern waren aufgrund der qualitativ schlechteren Herstellungsweise auch im Hinblick auf gesundheitliche Schäden verrufen.

James Bond und Gin

„Geschüttelt, nicht gerührt“ ist eine der berühmtesten Aussagen James Bond’s und bedingte mitunter, dass Vodka in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf dem Vormarsch gewesen war. Vodka Martini und Vodka Tonic machen bereits klar, dass Bond die typischen Gin-Mixgetränke lieber mit Vodka bevorzugte und Gin musste in der Folge in seiner Popularität zurückstecken.

Doch nicht nur Bond, auch gesellschaftliche Umbrüche bedingten, dass Gin (wie auch Whisky) in den 1960er Jahren an Attraktivität verlor. Denn obwohl Gin nach dem Zweiten Weltkrieg weiter konsumiert worden war, geriet er während der rebellierenden Generation von 1968 zunehmend in den Ruf ein Getränk des Establishments zu sein.

Gin – Das Retrogetränk

Die 70er und 80er waren größtenteils also vor allem von Vodka und Rum dominiert, während Gin erst 20 Jahre später wieder in den Fokus der Konsumenten und Bartender rückte. Tanqueray und Co. polierten ihr Sortiment mit neuen Editionen auf und ein spezielles „Vintage-Image“ trug zudem dazu bei, dass Gin mehr und mehr wieder in den Gläsern vorzufinden war. Seit mehreren Jahren können wir zudem beobachten, wie Bartender neue Rezepte schaffen und traditionelle Mixanweisungen wieder ausgraben. Kleine und Kleinstdestillerien erfreuen uns seit einiger Zeit mit immer neuen Kreationen, die von klassischen London Drys bis zu innovativen New Western Gins reichen. Gerade auch ein Spiel mit heimischen Ingredienzen bedingt spannende Neuschaffungen, so geschehen bei den französischen G-Vines, dem Schwarzwälder Monkey 47 sowie Geranium Gin. Große Klassiker und interessante Neuigkeiten finden Sie selbstverständlich hier bei uns auf Ginladen und wir empfehlen Ihnen, sich in Ruhe umzusehen und das breite Angebot zu erkunden.

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